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Gesundheit von Menschen und Planet vereinen

hinzugefügt am
13. Apr 2022
Gesundheit von Menschen und Planet vereinen

Was wir essen hat nicht nur einen großen Einfluss auf unsere persönliche Gesundheit, sondern auch auf die unseres Planeten. Ein Autorenteam um Luis A. Moreno hat sich mit der Frage beschäftigt, ob es einen Weg gibt, die Gesundheit von Menschen und der Umwelt zu vereinen. Das Review untersucht die Vorteile und Einschränkungen verschiedener Arten von pflanzenbetonter Ernährung in Bezug auf Gesundheit und Ernährung, Erschwinglichkeit und Zugänglichkeit, kulturelle (ethische und religiöse) Akzeptanz und die Umwelt (d.h. die vier Säulen, die einer nachhaltigen, gesunden Ernährung zugrunde liegen).

Im Detail wurden sowohl die Vorteile als auch Hürden pflanzlicher Ernährungsweisen untersucht sowie die ernährungsphysiologischen Benefits einer flexitarischen Ernährung bzw. territorial diversifizierter Diäten (TDD; z. B. Mediterrane Ernährung und New Nordic Diet) im Vergleich mit einer veganen und vegetarischen Ernährung. Neben den Einflüssen auf den Menschen stellte das Autorenteam auch die Frage, welche Auswirkungen verschiedene gesunde, nachhaltige Ernährungsweisen auf Treibhausgasemission und die Umwelt haben. Besonderes Augenmerk wurde hierbei auf die Lebensmittelauswahl, die Produktion sowie Lebensmittelverluste und -verschwendung gelegt. Eine weitere Fragestellung beleuchtete die Vorteile und Einschränkungen verschiedener nachhaltiger gesunder Ernährungsweisen in Bezug auf Erschwinglichkeit, Zugang und kultureller Akzeptanz.

Vorteile und Hürden pflanzlicher Ernährungsweisen

Ernährungsweisen, die tierische Lebensmittel vollständig ausschließen oder reduzieren, sind mit einem reduzierten Risiko einer vorzeitigen Sterblichkeit und für nichtübertragbare Krankheiten verbunden. Der Grund dafür ist eine Verbesserung von kardiometabolischen Risikofaktoren, wie Insulinresistenz, Typ 2 Diabetes, metabolisches Syndrom, Entzündungsmarker, Bluthochdruck und Dyslipidämie und einem reduzierten Risiko für bestimmte Krebsarten.

Das Autorenteam verdeutlicht, dass die weltweite Einführung einer überwiegend pflanzlichen, nachhaltigen und gesunden Ernährung dazu beitragen wird, das Risiko von Fettleibigkeit und von mit Mangelernährung einhergehenden, nichtübertragbaren Krankheiten zu verringern und gleichzeitig die zukünftige Gesundheit unseres Planeten zu schützen.

Eine traditionelle pflanzliche Ernährung (vegan, vegetarisch und pescetarisch), die ohne professionelle Begleitung durchgeführt wird, kann jedoch das Risiko einer Mangelernährung bei Säuglingen, Kindern und Jugendlichen, Frauen, Schwangeren, Stillenden und älteren Menschen erhöhen. Mit einer veganen Ernährung werden häufig die empfohlenen Zufuhrmengen von Nährstoffen nicht erreicht. Problematisch ist beispielsweise die Aufnahme von Calcium bei Veganern und Vitamin B12 bei Veganern und Vegetariern. Um einen Nährstoffmangel auszugleichen, weisen die Autoren darauf hin, dass die empfohlenen Zufuhrmengen von Vitamin B12 und Calcium durch angereicherte Sojadrinks erreicht werden. Sie sind, sowohl in Bezug auf Calcium als auch Energie und hochwertiges Eiweiß, eine Alternative zu Milch. Eine bedeutende Rolle kommt Ernährungsfachkräften zu. Insbesondere bei der Umstellung auf eine vegane Ernährung übernehmen sie eine Schlüsselrolle und unterstützen bei der richtigen Umsetzung einer nachhaltigen Ernährung. Im Gegensatz zu den traditionellen pflanzlichen Ernährungsweisen können sowohl eine flexitarische Ernährung als auch territorial diversifizierte Diäten, also pflanzenbetonte Ernährungsweisen, welche große Mengen an pflanzlichen Lebensmitteln, geringe Mengen an rotem Fleisch und moderate Mengen an Geflügel, Fisch, Eiern und Milchprodukten beinhalten, den Energie- und Nährstoffbedarf verschiedener Bevölkerungsgruppen decken. Für diese Art der Ernährung ist keine Ernährungsbildung notwendig, da sie leicht umsetzbar ist und keine Supplementierung erfordert. Eine pflanzenbetonte Ernährung hat große Vorteile, da sie im Gegensatz zu einer rein veganen Ernährung nichts verbietet, wenn überwiegend pflanzliche Lebensmittel gegessen werden. Auch für diese Ernährungsweise werden angereicherte Sojadrinks empfohlen, da sie eine Protein- und Calciumquelle sind und Abwechslung auf den Teller bringen.

Auswirkung auf die Umwelt und Akzeptanz

Verglichen mit einer traditionellen pflanzlichen Ernährung, sind eine vielfältige flexitarische Ernährung und TDD mit geringeren Mengen an Lebensmittelabfällen verbunden und könnten von Menschen, die zuvor einer westlichen Ernährung folgten, besser akzeptiert und einfacher umgesetzt werden. Obwohl eine flexitarische Ernährung und TDD größere Auswirkungen auf die Umwelt haben als eine vegane, vegetarische und pescetarische Ernährung, sind die negativen Auswirkungen im Vergleich zu einem omnivoren westlichen Ernährungsstil erheblich geringer, insbesondere, wenn diese saisonale Lebensmittel aus der Region enthalten. Das Autorenteam weist daraufhin, dass weitere Studien erforderlich sind, um eine optimale, nachhaltige und gesunde Ernährung für verschiedene Bevölkerungsgruppen genauer zu definieren und um sicherzustellen, dass Ernährung für Menschen in allen Ländern erschwinglich und zugänglich ist.


Quelle:

Luis A Moreno, Rosan Meyer, Sharon M Donovan, Olivier Goulet, Jess Haines, Frans J Kok, Pieter van't Veer, Perspective: Striking a Balance between Planetary and Human Health—Is There a Path Forward?, Advances in Nutrition, Volume 13, Issue 2, March 2022, Pages 355–375, https://doi.org/10.1093/advances/nmab139