Gesundes Herz/Herz-Kreislauf-Gesundheit

Gesundes Herz/Herz-Kreislauf-Gesundheit

Eine pflanzenbetonte Ernährung weist eine Reihe von Merkmalen auf, die zu einer besseren Herzgesundheit beitragen können. Pflanzliche Lebensmittel wie Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte, Vollkorn, Nüsse und Samen haben weniger gesättigte Fette und sind oft eine gute Ballaststoffquelle. Darüber hinaus können spezifische pflanzliche Lebensmittel oder Bestandteile wie z. B. Sojaprotein, Mandeln, Beta-Glucane aus Hafer/Gerste und Pflanzenstanole und -sterole den Blutcholesterinwert senken.

Das gesunde Fettsäureprofil einer pflanzenbetonten Ernährung

Eine geringere Aufnahme gesättigter Fette gepaart mit einer stärkeren Aufnahme mehrfach ungesättigter Fette wird mit einer geringeren Rate für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung gebracht. Die empfohlene Umstellung von gesättigten zu ungesättigten Fettsäuren sollte Hand in Hand mit einer allgemein ausgewogenen Ernährungsweise gehen. Eine wirksame Methode, ein besseres Fettsäureverhältnis zu erreichen, ist es, auf eine pflanzenbetonte Ernährung umzustellen und mehr nährstoffdichte pflanzliche Lebensmittel zu sich zu nehmen.


Ein erhöhter Blutcholesterinwert ist ein bekannter Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Signifikanz der Senkung des Blutcholesterinspiegels wurde mit Bezug zur öffentlichen Gesundheit von der WHO formuliert: Eine Verringerung des LDL-C in der Population um 1 % könnte zu einer Senkung koronarer Herzerkrankungen um 2-4 % führen.

Das günstige Fettprofil pflanzlicher Lebensmittel (wenig gesättigte Fettsäuren, viele ungesättigte Fettsäuren) wurde mit niedrigerem LDL-C im Blut in Verbindung gebracht .

Eine reduzierte Aufnahme gesättigter Fettsäuren zählt seit über dreißig Jahren zu den wichtigen Ernährungsempfehlungen zur Senkung des Risikos für KHK. Aber wie wirkt sich dieser Zusammenhang auf das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen aus? Das Verhältnis zwischen gesättigten Fetten und der kardiovaskulären Mortalität ist indirekt und wird vermittelt durch die LDL-C-erhöhende Wirkung von gesättigten Fettsäuren in der Nahrung. In letzter Zeit ist eine gewisse Kontroverse aufgetreten, wie wertvoll diese Empfehlung tatsächlich ist. So wird vereinzelt behauptet, dass eine reduzierte Aufnahme gesättigter Fettsäuren das KHK-Risiko nicht senke. Die American Heart Association (AHA) ist in Form eines Präsidentenberatungsausschusses (Presidential Advisory) auf diese Kontroverse eingegangen. Die Experten der AHA prüften die wissenschaftlichen Belege zur Wirkung der Aufnahme gesättigter Fette sowie des Ersatzes durch andere Arten von Fetten und Kohlenhydraten auf das kardiovaskuläre Risiko. Die AHA hat bestätigt, dass die Aufnahme gesättigter Fette reduziert werden sollte, betonte aber auch, dass für eine Senkung des Risikos für koronare Herzkrankheiten gesättigte Fette durch ungesättigte, insbesondere mehrfach ungesättigte, ersetzt werden sollten. 

Der Austausch von gesättigten Fettsäuren durch raffinierte Kohlenhydrate, den viele Menschen in der westlichen Welt versucht haben, um die Gesamtaufnahme gesättigter Fette zu senken, senkt dagegen nicht das Risiko für KHK. In Populationsstudien, mit denen es nicht gelang zu belegen, dass eine geringere Aufnahme gesättigter Fettsäuren mit einem geringeren KHK-Risiko einhergeht, wurden die Auswirkung des Makronährstoffs, der die gesättigten Fette ersetzt, nicht berücksichtigt. 

Das cholesterinsenkende Potential von Soja

Direkte cholesterinsenkende Wirkung von Sojaprotein

Sojaprotein senkt direkt das LDL-C um etwa 4 bis 5 %. Mehrere Metaanalysen haben die cholesterinsenkende Wirkung von Sojaprotein aufgezeigt. Je höher der anfängliche Cholesterinwert, desto stärker der Abfall des Cholesterinspiegels. 

Metaanalyse von klinischen Studien zur Wirkung von Sojaprotein auf die Lipidwerte:

Meta-analysis of clinical studies evaluating the effects of soy protein on lipid levels

Ein Erklärungsvorschlag für diese hypocholesterinämische Wirkung ist der, dass Peptide, die bei der Verdauung von Sojaprotein entstehen, LDL-Rezeptoren in der Leber hochregulieren, so dass das Cholesterin effizienter aus dem Blutkreislauf entfernt werden kann.

Dieser Vorteil von Sojaprotein wurde 1999 erstmals formell von der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) anerkannt. Die FDA hat eine gesundheitsbezogene Angabe zu Sojalebensmitteln zugelassen, die besagt: „Der tägliche Konsum von 25 Gramm Sojaprotein im Rahmen einer Ernährung mit wenig gesättigten Fetten und Cholesterin kann das Risiko von Herzerkrankungen senken.“

2015 hat das Lebensmitteldirektorium der kanadischen Gesundheitsbehörde Health Canada ebenfalls eine gesundheitsbezogene Angabe über Sojaprotein und Senkung des Cholesterinspiegels zugelassen. Der Behörde lagen weitere wissenschaftliche Belege zugrunde, die die gesundheitsbezogene Angabe stützen, dass der Konsum von Soja hilft, den Cholesterinspiegel im Blut zu senken. Die Entscheidung wurde gestützt durch Literaturforschung von 1980 bis März 2010. So dürfen in Kanada alle Lebensmittel mit Sojaprotein wie isoliertes Sojaprotein, Sojaproteinkonzentrat, texturiertes Sojaprotein und Sojamehl, aber auch Lebensmittel aus ganzen Sojabohnen diese gesundheitsbezogene Angabe tragen, die mindestens 6 g Sojaprotein pro Referenzmenge und pro Portion enthalten und einer Liste von Bedingungen zum Gehalt empfohlener Nährstoffe, zu Cholesterin- und Alkoholgrenzwerten etc. entsprechen.

In Europa wurde der Antrag auf Zulassung eingereicht, jedoch bisher nicht zum Einsatz auf Lebensmittelprodukten mit Soja zugelassen.

Indirekte cholesterinsenkende Wirkung: Lebensmittelersatzeffekt

Sojalebensmittel können den Cholesterinspiegel durch eine Kombination aus der direkten cholesterinsenkenden Wirkung des Sojaproteins und der indirekten cholesterinsenkenden Wirkung des Ersatz- oder Austauscheffekts senken (d. h. tierische Lebensmittel mit viel gesättigten Fetten ersetzt durch Sojalebensmittel mit viel ungesättigten Fetten).


Wenn Sojaprodukte herkömmliche Proteinquellen in der westlichen Ernährungsweise ersetzen, die normalerweise reich sind an gesättigten Fetten, dann senkt die günstige Veränderung in der Fettsäureaufnahme das LDL-C.

Jenkins et al. untersuchten, inwiefern der Ersatz tierischer Lebensmittel (mit hohem Anteil gesättigter Fette) in der Ernährung durch Soja für die cholesterinspiegelsenkenden Eigenschaften von Sojaprodukten verantwortlich zu machen ist. Mit Hilfe der Daten aus elf Interventionen berechneten sie, dass bei einem Ersatz vergleichbarer Mengen tierischer Proteine durch Sojaproteine eine Reduktion im LDL-C von 3,6 - 6,0 % erfolgen müsste, weil gesättigte Fette und Cholesterin aus dem Ernährungsplan entfernt wurden

Quellen

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